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Hansruedi Gehring

(*06.05.1939 - 14.05.2015)

Der Weg zur Psychiatrie
Geboren 1939 in einer Lehrerfamilie in Zürich, wo ich die Kantonsschule besuchte und Medizin studierte. Nach dem Staatsexamen 1965 und einer Dissertation über Hirnstörungen bei Kindern studierte ich noch zwei Jahre Philosophie in Freiburg i. Ue. und arbeitete zwischendurch als Praxisvertreter von Allgemeinärzten. Als ich mich fürs Fach Psychiatrie entschieden hatte, begann ich meine Weiterbildung zum Facharzt an der Zürcher Universitätsklinik bei Manfred Bleuler. Mein Weg zu dieser Berufswahl hatte über Indien geführt, worüber ich, wie früher schon, Berichte für Zeitungen schrieb. Danach bemühte ich mich um eine psychotherapeutische Ausbildung in verschiedenen analytischen Schulen. Am nächsten lag mir die sogenannte Daseinsanalyse von Ludwig Binswanger und Medard Boss, den ich als Lehranalytiker wählte. In meinen Lehrjahren auf der Couch erlebte ich am eigenen Leib, wie heilsam eine Psychotherapie sein kann.

Dr. med. Hansruedi Gehring

 

Psychotherapeutische Praxis in Bern
Ende der Sechzigerjahre fielen in Zürich erstmals Jugendliche auf, die regelmässig Heroin konsumierten, Studenten experimentierten mit LSD und andern Drogen. Als Mitarbeiter von Ambros Uchtenhagen baute ich mit einem kleinen Team die erste Drogenberatungsstelle Drop-in auf, die rasch weiter ausgebaut werden musste. Längerfristig tendierte ich aber in die psychotherapeutische Praxis und, zusammen mit meiner ersten Frau, zog ich nach Bern, wo uns gute Arbeitsmöglichkeiten geboten wurden. So konnte ich neben der Praxis meine Erfahrungen auch als Supervisor, Lehranalytiker und Dozent an jüngere Kollegen weitergeben. Ich selbst hatte die Möglichkeit, meine beruflichen Probleme in zwei anregenden Intervisionsgruppen und mit meinem langjährigen Supervisor Alois Hicklin, Erlenbach ZH, zu besprechen.

Weiterbildung in Katathym Imaginativer Psychotherapie
Eine entscheidende Bereicherung brachte die Katathym Imaginative Psychotherapie, die mein Kollege Jörg W. Roth in der Schweiz eingeführt hatte. Ich engagierte mich in unserer neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft und vertiefte meine Weiterbildung in dieser Methode in mehreren Aufenthalten in Göttingen, wo ihr Begründer Hanscarl Leuner lehrte. In der Selbsterfahrung bei einem seiner Schüler erlebte ich die Prägnanz dieser Traumbilder kennen und die Kraft der Symbole, die sie darstellen. Da ich gerade meine Scheidung hinter mir hatte, war diese Therapie für mich lebenswichtig. Vieles daraus konnte ich hinterher in der Arbeit mit meinen Patienten anwenden. 1995 verlegte ich meine Praxis von der Berner Altstadt an die Seminarstrasse 11, wo ich seither mit meiner Partnerin Suzanne Claire Cottier zusammenarbeite.

Feuilletonist und Krimiautor
Ausser dem täglichen Tagebuchschreiben fand ich neben Praxis und Privatleben gelegentlich Zeit, einzelne Artikel, Essays und Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Nach dem Zürcher «Tages-Anzeiger» und der «Weltwoche» wurde das Feuilleton der Schweizerischen Ärztezeitung zum bevorzugten Ort für meine Texte. An Kongressen und auf andern Veranstaltungen erhielt ich so von Kollegen oft ein Echo auf meine Artikel. Nicht selten wurde mir dabei die Frage gestellt: «Wann erscheint dein erster Roman?» Ich schrieb schon an einer Art Entwicklungsroman, der in Afrika spielt. Leider fand ich dafür als Unbekannter keinen Verlag, obwohl ich bei zwei renommierten Häusern ganz nahe daran war. Eine der Lektorinnen, die sich für mich eingesetzt hatte, fand, ich hätte meinen Stoff als Krimi darstellen sollen, dann hätte sie ihn durchgebracht. Das musste man mir nicht zweimal sagen und so schrieb ich als Nächstes meinen ersten Krimi, der in der fiktiven Kleinstadt Zähringen handelt und im Schweizer orte-Verlag erschien. Darauf folgten Anfragen, eine Krimi-Schreibwerkstatt zu leiten.