Anekdote: Die Holzkiste
Der Anlass
Eine Nähkiste meiner Grosstante aus Nussbaumholz, datiert 1899, war vor Jahren der Anlass, in der Supervision zukünftig mit Imaginationen zu arbeiten. Lange Zeit stand das Erbstück ungeachtet im Büchergestell.
Bis eines Tages ...
... das Team einer sozialpsychiatrischen Einrichtung mit seinen Themen nicht herausrückte und hartnäckig schwieg. Ich fühlte mich nicht gut, da nur wenig Zeit zur Verfügung stand. Ich war es leid, die verborgene Konfliktdynamik und unbewussten Verstrickungen szenisch in der Beziehung zu mir zu erkennen. Ich beobachtete meinen Stimmungsumschwung, schweifte in Gedanken immer wieder ab und stellte mir mein Kündigungsschreiben vor.
Mein Tagtraum brachte mich auf die Idee, die passiven Teilnehmer imaginieren zu lassen. Aber wie? Ich erblickte die Holzkiste im Bücherregal, stand auf und setzte sie der Gruppe mit Schwung und dem folgenden Kommentar buchstäblich vor die Nase: «Ich habe den Eindruck, es fällt der Gruppe im Moment schwer zu sprechen. Vielleicht geht es mit Bildern etwas einfacher. Stellen Sie sich spontan vor, was sich für Sie in der Kiste befindet.»
Mich überraschte, wie die bedrückte Stimmung einem neugierigen und interessierten Verhalten wich und das gemeinsame Motiv die Phantasie beflügelte. Imaginierend öffneten Einzelne ihre Kiste und liessen die Gruppe später im regen Gespräch an ihrem Erlebnis und sie belastenden Fragen teilhaben.
Umfangreiche Materialsammlung
Die Holzkiste hat sich bei ihrem ersten Einsatz spontan bewährt und mir seither manch guten Dienst erwiesen. Mit ihren diversen Fächern und kleinen Gegenständen ausgestattet steht sie heute für die umfangreiche Materialsammlung zur kreativen Intervention: Figuren, Tiere, diverse Kartenspiele, Postkarten, Tücher in verschiedenen Farben, Papier, Ton, Farbstifte, Buchstabenwürfel, Schreibblöcke, Puppenmöbel, Schnüre, Dosen, Schachteln etc.
Figürchen machen gute Figur
Die Arbeit mit Figürchen aus Holz, Ton, Zinn und Blei, von verschiedenen Reisen mitgebracht, entstand aus meiner Begeisterung für die Miniatur. Komplexe Prozesse auf kleinem Raum übersichtlich darzustellen, beruhigt. Als dreidimensionales Bild verweisen die figurhaften Szenen explizit auf Tiefe und Beziehung und erleichtern somit ein genaues Hinsehen.